Wie Bonns Lenné-Garten kam und ging

Generalanzeiger 24.08.2024

 

 

Endenich, Ecke Auf dem Hügel / Hermann-Wandersleb-Ring: Zwischen Schnellstraßen und Müllverbrennungsanlage ist der namenlose kleine Park ein grünes Juwel. Allerdings ein bedrohtes: Geplant sind 200 Wohnungen und neue Uni-Institute Foto: Westhoff

 

 

Von Helge Matthiesen

Der Garten muss ein Traum gewesen sein, denn schön ist es hier immer noch. Unten läuft zwar die Autobahn 565, und auf der anderen Seite lärmen das Endenicher Ei und der Hermann-Wandersleb-Ring. Aber die hohen alten Zedern und Mammutbäume fallen auf.

Geschwungene Wege führen durch den Garten. Ein schlichtes, weißes Nachkriegsgebäude mit zwei Stockwerken beherbergt das Institut für Agrarökologie und organischen Landbau. Das Gelände gehört der Uni und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Wären nicht die Bäume und die Stadtsilhouette, man könnte bis zum Petersberg und ins Rheintal schauen. Am Hang wachsen Obstbäume, auf Versuchsfeldern, in Gewächshäusern Nutzpflanzen in verschiedenen Stadien und Größen. Grün ist die Hoffnung auf neue Erkenntnisse. Ein bewachsener Gitterzaun schirmt den Lärm ein wenig ab.

Der kleine Park hat keinen Namen. Vor dem Krieg war das anders. Da war er in seinem Kernstück doppelt so groß und als Lenné-Garten bekannt. Denn der Planer war Peter Joseph Lenné (1789-1866). Er ist neben Beethoven der zweite große Sohn der Stadt. Schon zu Lebzeiten war er eine Legende: Seine Gärten, Parks und Grünanlagen, seine Stadtplanungen und Landschaften setzten Maßstäbe in Sachen Schönheit, praktischem Nutzen und Naturerlebnis. Die Parklandschaften in und bei Potsdam sind Weltkulturerbe. In fast 50 Jahren prägte er als General-Gartendirektor in Preußen und Europa die Entwicklung von Städten und Grünanlagen. Doch wie kommt Lenné nach Endenich? Wenig deutet auf einen Garten hin, den man mit ihm in Verbindung bringen könnte, mit Alleen, Spazierwegen, Sichtachsen, aufgelockerten Baumgruppen, Brunnen und rankenden Blüten. Und wo ist das Haus, das es hier einst gegeben haben muss?

Überall im Rheinland hat Lenné beeindruckende Spuren hinterlassen – etwa in Koblenz die Rheinanlagen, in Bad Neuenahr den Kurpark und in Köln sein Spätwerk, die Flora. Er ist in Bonn auch an einigen Stellen präsent: In der Südstadt die Lennéstraße, seine Büste am Rheinufer vor dem Alten Zoll, ein Duplikat im Botanischen Garten. Eine Gedenktafel am Geburtshaus. Doch für einen Park hat es nie gereicht. Seine Heimatstadt hat keinen Garten von Lenné. Nicht mehr. Das schmerzt viele Bonner.

Der Name Lenné hatte in der Branche der Gärtner und Gartenbaumeister (heute würde man sagen: der Landschaftsplaner) schon in den Generationen vor Peter Joseph einen großen Klang. Sein Ur-Urgroßvater, Augustin Le Nain, kam um 1665 aus Lüttich nach Bonn. Die Familie besaß einen guten Ruf als Pflanzenzüchter, und Bonn als noch etwas ärmliche Residenz brauchte wohl ein wenig Expertise in Sachen Park und Gärten. Es war die Zeit des Barock, und wer als Fürst etwas gelten wollte, brauchte einen kunstvollen Garten. Den Namen Le Nain („der Zwerg“) änderte die Familie sehr bald zum fast gleichklingenden Lenné. Das war viel eleganter in einer Zeit, die alles Französische hochschätzte.

So machten die Lennés also in Bonn Karriere. Man wohnte zunächst in Poppelsdorf, neben dem Garten des Schlosses der Kurfürsten; ein Wegekreuz am Clemens-August-Platz erinnert an diesen Wohnsitz. Die Fürsten bauten zwischen Köln und Bonn diverse barocke Schlösser und Residenzen: Brühl, Poppelsdorf, Röttgen und natürlich das Hauptschloss in Bonn. Die Schlösser benötigten Gärten (für Gemüse und Obst); Parks als Inszenierungen von Landschaft waren als Kulisse für pompöse Feste unverzichtbar. Den Maßstab setzte Frankreich mit Versailles.

In Bonn gab es eine Menge zu tun. Das Stadtschloss wurde von einer dunklen Burg zur schönen und bequemen Residenz mit einem Garten auf den Resten der eingeebneten Stadtbefestigung. Es war sehr wahrscheinlich Peter Josephs Großvater Johann Kunibert, der Mitte des 18. Jahrhunderts die Grundstruktur des Hofgartens entwarf. Er pflanzte mehrreihige, schattige Lindenalleen, die Mitte zierten kunstvolle Beete mit Springbrunnen und Rondellen. Wer vom Schloss auf den Garten schaute, hatte vorne Blumen und kunstvolle Buchsbaum-Einfassungen im Blick, in der Ferne schaute man über den Rhein auf das Siebengebirge. Wo heute das Akademische Kunstmuseum steht, entstanden Wasserspiele. Ein traumhafter Platz für Spaziergänge, Kutschfahrten und Feste.

Johann Kunibert war vermutlich auch einer der Gestalter der Poppelsdorfer Allee. Er plante sie nicht, wirkte aber als Hofgärtner bei der Pflanzung mit. Die Allee führte vom Hauptschloss nach Poppelsdorf, wo die Hofgesellschaft feierte. Den dortigen Garten hatte der Vater von Johann Kunibert Lenné mitgestaltet; die Aufteilung ist bis heute im Botanischen Garten erkennbar. Anfangs wollte man offenbar auch einen Kanal zwischen Bonn und Poppelsdorf ausheben, für schick-repräsentative Gondelfahrten. Kurfürst Clemens August scheute zwar keine Kosten, am Ende war das dann aber doch wohl zu teuer und technisch zu aufwendig. Stattdessen entstand die breite, schnurgerade Wiesenschneise mit dem Turm der Kreuzbergkirche als Orientierungspunkt und doppelreihigen Kastanienalleen an beiden Seiten (diese Bäume galten damals noch als etwas exotisch).

Lennés Vater trug den gleichen Namen wie sein Sohn. Er war der letzte Bonner Hofgärtner der Kurfürstenzeit. Nach Umbruch sah es aber zunächst gar nicht aus. Bonn war in den letzten Jahren Kur­kölns die blühende Hauptresidenz eines wohlhabenden Landes mit reichem Kulturleben. Es entstand eine erste Universität. Familie Beethoven war in der Hofkapelle engagiert. Ludwig gab im Nachbarhaus der Hofgärtnerwohnung Klavierunterricht.

Peter Joseph senior erweiterte den Hofgarten und schuf die Verbindung zum Alten Zoll, den heutigen Stadtgarten. Er kümmerte sich um den ersten Botanischen Garten auf den verwaisten Wallanlagen an der Wilhelmstraße. Daneben lehrte er Gartenbau und entwarf Gärten für reiche Privatleute wie in Oberkassel oder in Klettenberg bei Köln.

Seit 1787 wohnte die Familie im Hofgärtnerhaus, 1789 (im Jahr der Revolution) kam dort Sohn Peter Joseph als zweites Kind der Familie zur Welt. Sechs jüngere Geschwister folgten. Als 1798 französische Truppen das Rheinland eroberten, floh der Kurfürst für immer. Der Hofgärtner war damit eigentlich arbeitslos, hielt sich aber mit Obst- und Gemüseverkäufen über Wasser.

Bald waren Schloss, Gärten und Alleen verwaist und bedroht. Brennholz war knapp und da lag es nahe, die Alleen einfach abzuholzen. Vater Lenné tat alles, um Bäume und Gärten zu erhalten. Der Gemüseanbau lief in den ehemaligen Nutzgärten des Kurfürsten. Lenné junior wuchs in diesen unruhigen Zeiten auf. Er ging auf das städtische Gymnasium an der Bonngasse, Vorläufer des Beethoven-Gymnasiums. Sein alltägliches Umfeld waren der Rhein, der Hofgarten und die Gärten seines Vaters.

Warum er dem Wehrdienst für Napoleon entging, ist unbekannt. Stattdessen begann er eine Ausbildung im Gartenfach. Lennés Vater achtete darauf, den Sohn auch akademisch fortzubilden. Der lernte Botanik, Architektur, Zeichnen und Planen, wusste, wie man Pflanzen anbaut und vermehrt, kannte sich mit Blumen, Bäumen und Büschen aus, auch exotischen, die er sehr schätzte.

Der junge Lenné muss ein gewinnender, intelligenter und praktisch talentierter Mensch gewesen sein, denn es waren nicht nur die guten Verbindungen seiner Familie, die ihm alle Türen bei den angesehensten Gartenkünstlern in Brühl, München, Wien und Paris öffneten. Er lernte schnell, interessierte sich sehr, knüpfte Verbindungen, die lange hielten und deren Spuren noch heute von großer Sympathie und hohem Respekt zeugen. Er muss selbstbewusst, ehrgeizig und immer für Neues aufgeschlossen gewesen sein. Denn der Barock mit seinen kunstvollen, strengen geometrischen Formen war vorüber. Jetzt wollten die Fürsten Landschaftsparks nach englischem Vorbild. Die Welt begann sich in der frühen Industrialisierung rapide zu verändern. Lenné lernte bei den besten Experten seiner Zeit, wie sich das Alte und das Neue miteinander verbinden ließ.

Während Lenné Junior seine Ausbildung machte, zog die Familie 1811 von Bonn nach Koblenz. Dort lag jetzt das Zentrum der nunmehr französischen Verwaltung des Rheinlandes. 1814 kam die ganze Provinz zu Preußen – und damit begann der Aufstieg des gerade einmal 25 Jahre zählenden Gartenfachmanns. Der hatte seine Ausbildung beendet und zunächst kleinere Aufträge im Umfeld seines Vaters in Koblenz. Die alten Festungsanlagen behinderten das Wachstum; das Schloss der Trierer Erzbischöfe war jetzt eine Residenz der preußischen Könige, stand aber ein wenig bedrängt zwischen Rhein und alten Wällen. Lenné machte Eindruck mit seinen Entwürfen und mit seinem Auftreten. 1816 bewarb er sich bei den neuen Herren des Rheinlands in Potsdam. Das Hofmarschallamt stellte ihn als Gehilfen ein.

Die Projekte, die nun folgten, sind Legende: Der Park von Sanssouci, die Alexandrowka, die Pfaueninsel, der Park Sacrow und viele weitere. Es entstand in Potsdam ein großes und einheitliches Gartenreich, ein preußisches Arkadien. Lenné verstand sich gut mit seinen Königen Friedrich Wilhelm III. und Friedrich Wilhelm IV. Vor allem letzterer schätzte seinen talentierten, durchsetzungsfähigen Hofbeamten, der über Kenntnisse und Geschmack verfügte.

Überall war Lenné jetzt gefragt. Er plante Parks für das wachsende Magdeburg, er strukturierte die Schweriner Schlossgärten neu. Ab 1840 widmete er sich dem schnell wachsenden Berlin, das neue Straßen und Kanäle brauchte – und Grünanlagen. Lenné schätzte durchgrünte Städte: Sie seien gut zum Wohnen, nützten der Gesundheit und Erholung.

In Bonn verfolgte man den Aufstieg des jungen Lenné sehr aufmerksam. Die Ex-Residenzstadt arbeitete sich gerade mühsam aus dem Bedeutungsverlust heraus; immerhin bekam man 1815 eine neue Universität, die auch Schlösser und Anlagen des Kölner Hofes übernahm. Wie es mit den Gärten und Parks weitergehen sollte, war da zunächst zweitrangig.

Die Preußen baute immerhin neue Institute: Eine Sternwarte gleich neben die Poppelsdorfer Allee und eine Anatomie im Hofgarten. Dafür musste die barocke Wasserkunst verschwinden. Das führte zu Protesten, die jedoch im Sande verliefen. Die neue Hochschule entwickelte sich gut. Geld war jedoch immer knapp. Also verfiel die preußische Herrschaft darauf, Teile des Hofgartens zu verkaufen: Im heutigen Stadtgarten am Alten wollte ein Gastwirt das Trinken unter freiem Himmel ermöglichen.

Bürgermeister Leopold Kaufmann schrieb Briefe an den bekannten Sohn der Stadt und bat um Hilfe, obwohl die Bezirksregierung in Köln schon die Genehmigungen gegeben hatte. Lenné intervenierte mehrfach in seiner Funktion als Preußischer General-Gartendirektor. Mit Erfolg: Die Fläche blieb unangetastet.

Es gab weitere Berührungspunkte: Seit 1844 fuhr die Köln-Bonner Eisenbahn bis zum Bahnhof an der Poppelsdorfer Allee. 1856 entstand die Verlängerung der Strecke bis Rolandseck. Angeblich war es Lenné, der für eine tiefer gelegte Bahntrasse eintrat, um die Sichtachse zwischen Kaiserplatz und Poppelsdorfer Schloss nicht zu beeinträchtigen. Und als die Stadt den Alten Friedhof erweitern wollte, gab es offenbar Vorstellungen (vielleicht sogar Entwürfe) Lennés, die zwischen Bahnschienen auch eine Grünanlage vorsah.

Dann schlug Lennés große Stunde für das kleine Dorf Endenich. Dort standen Mitte des 19. Jahrhunderts nur ein paar Häuser zwischen Wiesen, Gärten und Feldern. Bonn war weit weg. Die Kölner Kaufmannsfamilie Michels besaß 1818 das Land entlang der Straße Auf dem Hügel und auf der Rückseite der Häuser an der unteren Endenicher Straße. Das Gelände fiel leicht in Richtung Stadt ab, unten floss der Endenicher Bach. Gleich nebenan befand sich das Grundstück der Immenburg. Ein schöner Fleck Erde.

1859 baute Peter Michels dort eine Villa für seine Familie. Wie genau Lenné ins Spiel kam, steht nicht fest. Aber da Michels viele Verbindungen nach Bonn verfügte, wo seine Familie über 100 Jahre ansässig gewesen war, muss man wohl von einer freundschaftlichen Verbindung ausgehen. Kaufmann (Schwiegersohn von Michels) hielt ständigen Kontakt und besuchte Lenné auch in Potsdam.

Also entwarf Lenné einen Garten für die Villa. Die breite Auffahrt von der Straße Auf dem Hügel befindet sich noch heute dort, wo sie vor über 160 Jahren angelegt worden ist. Das Haus selbst stand etwas seitwärts der Auffahrt in Richtung Endenicher Straße und war mit der Gartenseite auf die Stadt und das Siebengebirge ausgerichtet. Gleich am Haus befand sich eine Pergola mit üppiger Bepflanzung. Geschwungene Wege, Baumgruppen und Rasenflächen erschlossen das große Gelände.

Lenné gestaltete den Garten wie die meisten seiner Planungen. Wege führten an der äußeren Grenze des Gartens entlang, Spaziergänger konnten hineinschauen und immer wieder Aussichtspunkte auf die nahe und weite Umgebung entdecken, etwa das Siebengebirge oder die Türme der Stadt. Seltene Bäume in Gruppen mit anderen Gehölzen lockerten die Grünflächen auf und führten durch den kleinen Park mit Wasserspielen, Brunnen und Lauben. Es gab einen Gemüsegarten, Obstbäume und ein kleines Hippodrom (ohne dass dort tatsächlich jemals Pferde gelaufen wären). Paul Kaufmann erinnerte sich 1936 an den Garten seiner Großeltern: Das Anwesen „lag auf einer Anhöhe inmitten eines großen Parks, dem sich ein Obst- und Gemüsegarten anschloss, und eröffnete einen weiten Blick über blühendes rheinisches Land.“ Lenné selbst war 1862 zu Gast – wohl um sich seinen Garten einmal anzusehen.

Die Familie Michels hat ihren Besitz irgendwann verkauft. 1926 befand sich die Villa dann in der Hand der Stadt Bonn, die dort ein Kindererholungsheim einrichtete: Die Villa Hohen-Eich. Die Menschen wussten um die Besonderheit des Gartens: Zeitungsberichte zur Eröffnung des Heims verwiesen auf Lenné.

Das Ende kam in mehreren Etappen. Die Villa fiel einem Bombenangriff zum Opfer. Die Stadt verkaufte das Grundstück an das Land; das überließ es der Uni; die richtete dort 1950 das Institut für Obst- und Gemüsebau ein und baute später auch die entsprechenden Gebäude dazu. Die Ruine wurde abgeräumt, der Nutzgarten blieb. Auch Wege und Bäume blieben offenbar unangetastet.

Als 1959 die Planungen für die Endenicher Umgehungsstraße begannen (den heutigen Hermann-Wandersleb-Ring), waren die Auffahrt zur Villa, die Wege und eine ganze Reihe der alten Bäume noch vorhanden. Vor allem im Bereich hinter der Häuserzeile an der Endenicher Straße war der Garten intakt. Dass es so nicht bleiben würde, war vollkommen klar, denn die Endenicher Straße war permanent verstopft. Von Lenné war nicht mehr die Rede.

Zwar kartierte man die alten Mammutbäume, Zedern und Buchen. Ein Hochschullehrer wies auf Bäume hin, die genau 102 Jahre alt seien – also eindeutig noch von Lenné stammten. Doch die Verwaltung ließ die historischen Pflanzungen und die Wege nicht in die Denkmalliste aufnehmen. Der Zeitgeist forderte nicht Sichtachsen, sondern Verkehrsschneisen: Ein Todesurteil für Lennés Garten.

Seit 1966 führt die neue Straße mitten durch den historischen Garten. Der Hügel, auf dem die Villa gestanden hatte, wurde abgetragen, Mauern fassten die Schneise ein. Sie schirmen wie Wälle Endenich und das Institutsgelände ab, das inzwischen weit größer ist als einst der Garten, denn der Teil entlang der Autobahn kam erst später hinzu. Es blieb nur ein kleiner Rest des Gartens mit ein paar Mammutbäumen und Zedern übrig.

Mag sein, dass einige der Wege noch auf alten Trassen verlaufen. Genau ist das nicht mehr zu erkennen. Nur schön ist es hier immer noch. Der Garten mit seiner Mischung aus Bäumen, Büschen, Wegen, Versuchsfeldern, Gewächshäusern und Obstbäumen erinnert ein wenig an Lenné, der diese Kombinationen mochte und einst selbst so angelegt hatte.

Die Lenné-Gesellschaft Bonn hat sich die Pflege des Andenkens an Peter Joseph Lenné zur Aufgabe gemacht und kümmert sich auch um dieses letzte Stück seiner Arbeit in Bonn. Vorsitzender Michael Wenzel und seine Mitstreiter haben bereits ein paar Erfolge vorzuweisen. Das Geburtshaus des Gartenkünstlers auf dem Alten Zoll war nach dem Krieg (wenn auch völlig verändert) wieder aufgebaut worden. Die Uni nutzte es für Büroräume, dann stand es lange leer und verfiel. Zwar gelang es nicht, dort eine kleine Gedenkstätte einzurichten, Dafür ist das Haus aber inzwischen saniert. „Das ist ganz schön geworden“, sagt Wenzel. Hartnäckigkeit zahlt sich offenbar aus.

Der Garten der verschwundenen Michels-Villa ist seit 2012 wieder im Fokus städtischer Planungen, denn die Universität möchte in Endenich ihren Campus erweitern. Unweit vom ehemaligen Villengarten entlang der Gerhard-Domagk-Straße gibt es bereits eine ganze Reihe Institutsgebäude. Dafür ließ die Stadt umfangreiche Planungen erarbeiten, die Landschaft und Bebauung neu sortieren sollen.

Alarmiert war die Lenné-Gesellschaft von der Idee für sechs viergeschossige Wohngebäude entlang der Straße Auf dem Hügel: Sie würden tief in das Areal des historischen Gartens eingreifen und die letzten Reste der historischen Wege verschwinden lassen. Mit Anträgen an den Rat und immer wieder neuen Diskussionen gelang es, die Pläne zunächst einmal zu reduzieren. Drei Häuser bleiben jedoch in der Überlegung, mit 200 Wohneinheiten. Doch auch hier interveniert der Verein: In einer Stellungnahme (Teil der frühzeitigen Bürgerbeteiligung) möchte er die Pläne komplett kippen. Der historische Baumbestand werde in Frage gestellt, weitere innerstädtische Grünflächen seien in Gefahr. Durch die drei großen Institutsgebäude in der Nähe der Autobahn sei die Grünschneise mit den Resten des Lenné-Gartens am Ende zu schmal. Am besten würde man dort gar nicht bauen, so das Fazit.

Darüber hat jetzt der Rat zu befinden, denn die Uni hält an ihren Vorstellungen fest und das Studierendenwerk denkt an Wohnheime zu. Die Stadt ließ prüfen, wie die drei Gebäude am besten an der Ecke Immenburg positioniert werden könnten. Dem hält der Verein die Idee entgegen, den kleinen Immenburgpark (auch er der Rest eines Villengartens) und den Lenné-Park mit einem Weg zu verbinden und neben dem Haberlandhaus ein hohes Wohnheim zu errichten. Den Rest des Gartens, der zum Bedauern des Vereins keinem Denkmalschutz oder Landschaftsschutz unterliegt, möchte die Gesellschaft öffnen und im Sinne Lennés erhalten und weiterentwickeln. Die Gelegenheit ist günstig, denn Bonn braucht Grünflächen in Innenstadtnähe, um die Temperaturen in der Stadt erträglich zu halten.

Wann das alles geschieht, steht dahin. Die Stadtautobahn steht vor dem Ausbau. Ein Regenrückhaltebecken steht in Rede. Die Straßenbahn zum Hardtberg würde das Areal streifen, so sie denn irgendwann entsteht. Die Mühlen der Planung mahlen langsam, und was konkret kommt, ist offen. Bebauungspläne stecken nur einen Rahmen, mehr (zunächst) nicht. Der Landschaftsplan sieht Fuß- und Radwege vor, die Endenich mit der neuen Siedlung „Westside“ zwischen Siemensstraße und Propsthof sowie über die Immenburgstraße mit der Innenstadt verbinden. Der Endenicher Bach soll offen durch das Gelände geleitet werden. All das ist letztlich ganz im Sinne des berühmten Bonners, der die Verbindung von Grün und Stadt wichtig fand. Nur die Ausgestaltung bleibt umstritten.

Lenné und Bonn: Das war meist eine etwas unglückliche Beziehung, obwohl eigentlich alle guten Willens waren. Wenn der Plan für den Uni-Campus Endenich Wirklichkeit geworden ist, hat Lenné vielleicht wieder einen kleinen Park in Bonn, der an ihn erinnert und seine Gedanken und Vorstellungen von einer lebenswerten, gesunden Umgebung in seinem Geburtsort in Zeiten des Klimawandels weiterleben lässt. Das wäre so viel wert wie ein echter Garten von Lenné.

Verstecktes Idyll: Was von Peter Joseph Lenné’s Garten übriggeblieben ist, nutzt die Universität heute zur Nutzpflanzenforschung. Das ist durchaus immer noch schön. Schade nur, dass jetzt wenige Meter weiter östlich die Autobahn dröhnt.    FOTOS: HELGE MATTHIESEN

Für die Villa des Kölner Kaufmanns Peter Michels hatte Lenné den Garten gestaltet. Von beiden gibt es nur noch historische Aufnahmen: Das Haus wurde im Krieg zerstört; der Hügel, auf dem es stand, wurde für den Straßenbau abgetragen.    Fotos: GA-Archiv

Presse

  

 

Gartenserie : Die weite, schöne Erde als Werkstatt 

  

 

Die Lenné-Gesellschaft Bonn e.V. zum ersten Mal in Potsdam
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Das Lenné-Haus in Bonn steht vor dem Verfall

  

 

EXKLUSIV TOUR 2018 nur für Mitglieder - Villa Hammerschmidt

1. Ehrenmitgliedschaft in der Lenné-Gesellschaft Bonn e.V. vergeben

  

 

Radio Bonn/Rhein-Sieg 24.04.2017 | Interview mit dem 1.Vorsitzenden Kajo Kusen
2017-04-24 interview kajo kusen, bonner [...]
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Der zweitgrößte Sohn der Stadt Bonn

 von Gabriele Immenkeppel

​General Anzeiger Bonn 18. August 2016

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