Interessenkonflikt – 2 siebengeschossige Studierendenwohnheime im Lenné-Park geplant
Am 15.05.2025 fand die „Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung zum Bebauungsplan Nr. 6421- Universitätscampus Endenich“ in der Mensa in Poppelsdorf statt. Die vom
Stadtplanungsamt und den Planern vorgestellte Planung war unter Einbindung der Universität Bonn, des BLB NRW, der Verwaltung sowie der Politik erneut bewertet und insbesondere hinsichtlich der
vorgesehenen Studierendenwohnheime überarbeitet worden: Es sollen jetzt "nur" noch zwei siebengeschossige (statt bisher drei viergeschossige !!!) Baukörper an der Straße „Auf dem Hügel“ errichtet
werden, der alternative dritte Baukörper (GW5) soll entfallen.
Die Lenné Gesellschaft Bonn hat sich dafür eingesetzt, dass dem Lenné-Park als Teil des Grünzugs zwischen Hermann-Wandersleb-Ring und der Straße Am Probsthof mehr Bedeutung zugemessen wird und die
noch vorhandenen Teile des Lenné-Parks von Bebauung freigehalten werden. Zum Interessenausgleich könnten die geplanten Studierendenwohnheime alternativ auf dem Parkplatz des Haberland-Hauses
errichtet und die wegfallenden Parkplätze in den geplanten Parkhäusern untergebracht werden (siehe Zeichnung).
Warum ist der Erhalt des Lenné-Parks so wichtig:
Stellungnahme der Lenné Gesellschaft Bonn e.V. zur Bebauung des Lenné Parks Endenich
vom 24.07.2024
im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 1 BauGB zum Bebauungsplan Nr. 6421-1 „Universitäts-Campus Endenich“ im Stadtbezirk Bonn, Ortsteil Endenich:
Der Erhalt, die weitgehende Wiederherstellung und Fortentwicklung der noch vorhandenen Teile des historischen Lennéparks, des einzigen Parks des berühmten Gartenarchitekten und Sohnes der Bundesstadt Peter Joseph Lenné in Bonn, wird durch die geplante Bebauung mit drei Studierendenwohnheimen weitgehend infrage gestellt. (Alter, prägender und satzungsgeschützter Baumbestand mit großkronigen Laub- und Nadelbäumen, sowie drei Mammutbäumen, die als Naturdenkmale besonders geschützt sind (S. 2, 3 Vorlage 220324)
Der begrünte Naturraum im Hangbereich zwischen Boulevard und dem Straßenzug „Auf dem Hügel“ mit Lennépark, Immenburgpark und Kleingärten wird durch die Bebauung so weit zerschnitten und reduziert, dass er nicht mehr als zusammenhängender Freiraum wirken kann (Die Breite beträgt statt 100 m nur noch ca. 50 m). Eine großzügige Offenlegung des Endenicher Baches in diesem schmalen Raum wird nicht mehr möglich sein.
Die Bebauung des Lennéparks mit drei Studierendenwohnheimen führt zum Verlust innerstädtischer Grünflächen im kritischen Bereich, zu weiterer Neuversiegelung von Grünflächen und zur weiteren Erwärmung der angrenzenden Stadtviertel (siehe Klimakarte Bonn - Nichtbeachtung der Klimaempfehlung 2035: nicht versiegelte Bereiche sollen unversiegelt und begrünt bleiben (S. 16 Vorlage 220324); Hitzerekord Juli 2019 - 41,9 °)
Der geplante Grünzug kann durch die großflächigen Studierendenwohnheime die Aufgabe als nutzbarer Freiraum für Anwohner und Studierende, als Rückzugsraum für Pflanzen und Tiere, als Wasserspeicher (Schwammstadt) und als Freifläche zur Kaltluftproduktion nicht mehr ausreichend erfüllen.
Die massive Bebauung des neuen Campus Endenich erfordert das Gegengewicht eines zusammenhängenden Grünzuges.
Wir fordern deshalb den Verzicht auf die Bebauung des Lennéparks als bedeutendes Kulturgut und die Zusammenführung des Lennéparks und des Immenburgparks durch eine Wegebrücke über die Straße „An der Immenburg“.
Als Alternative für die Studierendenwohnheime schlagen wir im Bereich des Haberlandhauses z.B. auf dem Parkplatz einen 6 – 12 geschossigen Wohnheimbau vor, der zumindest einen Teil der geplanten Flächen aufnehmen könnte (beigefügte Skizze, Anlage 1). Die Orientierung allein an der Wirtschaft-lichkeit des Studierendenwerkes (SWB) ist nicht sachgerecht. Die Bauten sollen gemäß den Vorgaben des Landes NRW klimaneutral errichtet werden.
Wir fordern die Berücksichtigung der Grünfläche des Lennéparks und des Immenburgparks im Gesamtlandschaftsplan bzw. im Freiraumkonzept der Stadt.
Wir fordern die Festlegung des Lennéparks und des Immenburgparks als Grünfläche und nicht als Sondergebiet Universität.
Zur Unterstützung unserer Forderungen wurde eine Unterschriftensammlung zum Erhalt des Lenné-Parks mit über 200 Unterschriften durchgeführt.
Lenné Park Endenich
von Ingeborg Nolden
Bei der „Spurensuche zu Lenné“ und den „grünen Touren“ der Lenné-Gesellschaft musste ich immer wieder sagen, dass es kein Gartenwerk in seiner Heimatstadt gibt. Das einzige, das er 1859 in Endenich „Auf dem Hügel“ um das Landhaus seines Freundes geschaffen hatte, wurde 1945 stark zerstört und seitdem von der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn als Versuchsgelände genutzt. Dennoch sind Teile davon erhalten, wie wir zu unserer großen Überraschung und Freude auf der Spurensuche in Endenich am 17. August 2019 feststellen konnten.
Heute wird genau dieser Park vom Ausbau der Stadtautobahn A565 bedroht.
Der Besuch des ehemaligen Lenné-Parks in Endenich im Jahre 2019 gab für die Lenné-Gesellschaft den Anlass, sich für den Erhalt der Anlage als Denkmal und den Ausbau der historischen Grünanlage zu einem Bürgerpark einzusetzen. Sie stellte deshalb am 03.02.2020 den Bürgerantrag:
Die Lenné-Gesellschaft Bonn e. V. beantragt bei der Stadt Bonn, sie möge diesen Lenné-Park in Endenich übernehmen, restaurieren und zu einem öffentlichen Park ausbauen.
2010 veröffentlichte Guido Knopp den Originalplan von Peter Joseph Lenné
aus dem Jahre 1859
rote Eingrenzung: Grenze Lenné-Park/INRES Stand Jan 2022
Es folgen einige Aufnahmen von alten Bäumen und Sichtachsen