Lenné Geburtshaus Konviktstraße 4, Bonn
Lenné GeburtshausKonviktstraße 4, Bonn 

             

Anlage 2: Begründung der Petition aus aktueller, pflegerischer Sicht

 

Der Umgang mit dem kurfürstlichen Erbe in Bonn

von Jost Brökelmann

 

Die Bonner Lenné-Gesellschaft e. V. vermisst eine ausreichende Würdigung des kurfürstlichen Erbes, der Hofgärtnerfamilien und insbesondere von Peter Joseph Lenné in der Stadt Bonn.

 

Dieses ist die Ausgangslage:

 

  • Das ehemalige kurfürstliche Gärtnerhaus in der Konviktstr. 4 ist als Denkmal geschützt und sollte als Gedenkstätte für die kurfürstliche Zeit genutzt werden. Es ist außerdem Geburtshaus des bedeutenden Sohnes der Stadt Bonn, Peter Joseph Lenné, dem berühmten General-Gartendirektor von Preußen. So sind es hauptsächlich zwei Gründe, warum das Haus für die Öffentlichkeit geöffnet werden sollte – einmal um die Zeit der kurfürstlichen Hofgärten zu würdigen und zum anderen, um an den Sohn der Stadt, P. J. Lenné, zu erinnern. Da die  Universität das Denkmal vorrangig als Arbeitsräume für den Personalrat benutzt1, missachtet sie das auf sie übertragene Erbe aus kurfürstlicher Zeit.
  • Das denkmalgeschützte Geburtshaus von Peter Joseph Lenné zeigt seit 20062,    d. h. seit 14 Jahren, einen zunehmenden äußeren Verfall. Der noch vorhandene Außenputz schützt das Gebäude längst nicht mehr.3 Die Innenräume sind nicht zugängig und können folglich nicht beurteilt werden. Die Liegenschaft ist Bestandteil des Körperschaftsvermögens der Universität. Für den baulichen Unterhalt zuständig ist der BLB NRW.
  • Der Bonner General-Anzeiger beschrieb den Zustand des Lenné-Hauses am 28.03.2019 unter der Überschrift „Das Lenné-Haus in Bonn steht vor dem Verfall“ wie folgt4: „Auch die Untere Denkmalbehörde der Stadt konnte auf Anfrage dem zuständigen städtischen Unterausschuss nicht zusichern, dass das Haus bis 2020 renoviert wird. Es fehlten Geld und Kapazität. Insgesamt scheinen der Stadt die Hände gebunden. ‚Die Untere Denkmalbehörde der Stadt wartet darauf, dass die Universität Bonn ihre Raumbelegungsplanung abschließt und den Bau- und  Liegenschaftsbetrieb beauftragt, die Sanierung einzuleiten‘, sagt Stefanie Nießnutz vom Presseamt. Das ursprüngliche Ziel sei es gewesen, das Haus 2018 zu sanieren, wie die Verwaltung der Kommunalpolitik mitgeteilt hatte. Somit konnte nicht nur der ursprüngliche Zeitplan für die Sanierung nicht eingehalten werden. Mittlerweile existiert nicht einmal mehr einer.“
  • Der derzeitige Zustand des Lenné-Hauses sowie der Umgang der Universität Bonn mit ihrem Erbe wurde im Internet dokumentiert5, siehe auch neue Abbildungen unten.
  • Die Stadt Bonn schreibt zwar auf ihrer Homepage „Peter Joseph Lenné d. J. [...] hat den Namen Lenné unter die ganz großen Namen der europäischen Gartenbaukunst eingereiht“6, sie sieht sich aber nicht in der Lage, für eine Würdigung des zur Universität gehörigen Lenné-Hauses zu sorgen.
  • Auf Abbildungen im Internet und auf Werbebroschüren der Universität werden die Gebäude aus kurfürstlicher Zeit nur mit dem Namen des jetzigen Besitzers als „Universität Bonn“ benannt, nicht aber mit dem Namen des ursprünglichen Besitzers und Erbauers (z. B. „ehemaliges Kurfürstliches Schloss“).7 Es wird also Werbung gemacht mit einem Erbe ohne Nennung und damit Würdigung des Erblassers.
  • Das Ensemble aus Bonner Hofgarten und Geburtshaus Lenné bedarf ebenfalls dringend der Aufwertung. Zum Beispiel sind die denkmalgeschützten Eingangspfeiler zum ehemaligen Hofgarten z. T. erheblich beschädigt (u. a. die Barockvasen) und unansehnlich. Eine würdigende Info-Tafel fehlt.8
  • Im Bonner Stadtmuseum sind weder die kurkölnischen Hofgärten noch die Hofgärtnerfamilien präsent. Die Stadt Bonn hat die Annahme von Erbstücken von Peter Joseph Lenné im Jahr 1982 abgelehnt – sie werden nunmehr in Potsdam ausgestellt (Gespräch von Dr. Heinz Lenné mit Ingeborg Nolden 2016).
  • Auch das Stadtarchiv Bonn weist keine eigene Sammlung zu diesem bekannten Sohn der Stadt auf.
  • Der von Peter Joseph Lenné gestaltete „Park Michels“ in Endenich (incl. Naturdenkmale und Biotop) wird in zweifacher Weise in seinem Bestand bedroht: durch ein Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der A56510 und eine von der Universität geplante Bebauung des Campus Endenich.
  • Obwohl der „Park Michels“ beziehungsweise „Lenné-Park Endenich“ in den Standardwerken von Gerhard Hinz „Peter Josef Lenné“, letzte Auflage 1989, eingehend beschrieben wurde, wird er in den nachfolgend aufgelisteten, offiziellen Verlautbarungen der Stadt Bonn und der Universität nicht erwähnt:
    • Bärbel Dieckmann. Parks und Gärten von Bonn. 2006
    • Bauplan von 1966 für die Umgehungsstraße, die durch diesen Park in Endenich gelegt wurde.11
    • Denkmalliste der Stadt Bonn
    • Manfred van Rey. Bonner Geschichte. 2006
    • Dietrich Höroldt. Bonn als kurkölnische Haupt- und Residenzstadt. In: Geschichte der Stadt Bonn. Hrsg. Dietrich Höroldt, Manfred van Rey.    Band 3, 1989
  • Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Universität Bonn im Jahr 2012 mehrere
    Architektenentwürfe preiskrönen ließ, obwohl sie durch die Veröffentlichung des
    Landeskonservators und Universitätsmitglieds Gisbert Knopp seit dem Jahr 2010 wissen musste, dass das zu bebauende Grundstück „Auf dem Hügel 6“ den ehemaligen Lenné-Park und damit ein Kulturgut einschloss.
  • Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Autobahn 565 durch ein 1966 im Planungsverfahren ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet gelegt werden durfte und warum die jetzt geplante Autobahnerweiterung mit einem großem Regenrückhaltebecken genau in diesem Landschaftsschutzgebiet geplant werden darf.
  • Hofgarten und die Fluren um das Lenné-Haus werden von der Stadt Bonn gepflegt. Nachdem 2004 die stadteigenen Gärtnereien geschlossen wurden, bildet die Stadt Bonn keine Gärtner mehr aus, nur noch Friedhofsgärtner.

 

 

Schlussfolgerungen


Die Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn sieht anscheinend – bis zu einem gewissen Grade nachvollziehbar - den Erwerb von Fördergeldern als ihre existentielle Aufgabe an, hingegen den Denkmalschutz insbesondere für das kurfürstliche Erbe als nachrangig. Anders ist es nicht zu erklären, dass sie ein denkmalgeschütztes Haus über 14 Jahre lang verfallen lässt, dass sie Gespräche über die Nutzung des Lenné-Hauses und das umliegende Gartenland auch mit ihren eigenen Universitätsprofessoren ablehnt und nur schriftlich antwortet, und dass sie eine erneute Bitte zu einem Gespräch über das Gartenland überhaupt nicht mehr beantwortet. Ihre  Geringschätzung des kulturellen Erbes der Stadt Bonn kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass die Universität in Kenntnis der Existenz eines von Peter Joseph Lenné erbauten Parks und eines Originalplans diesen Grund bebauen und einzelne noch vorhandene Bäume des ursprünglichen Parks in Parkplätze „integrieren“ will.

 

 

Bilddokumentation zur Außenansicht des Lenné-Hauses vom 22.02.2021

                                                                                   (Fotos: Jost Brökelmann)

 

     

     

     

     

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